Mittwoch, 29. April 2009

gesicht.

ziemlich konsequent ist sie. immer wenn ich diesen teil der fußgängerzone entlang eile, aus angst angesprochen zu werden, aus angst vor gratis proben mit werbung im briefkastengarantie, aus angst vor party einladungen mit sonnenbankbrüsten und mcfit-abo, aus ekel vor lass ma ne demo machen und mal so richtig denen da oben zeigen was wir können, im abwickeln der zu erledigen dinge die mich hoffentlich einen schritt näher an das "geschafft" bringen, immer dann sitzt sie dort. eingehüllt in schwarzem leichten tuch, nur das gesicht zur besichtigung anbietend, sitzt sie dort. die bemalte hand zu einer gewölbten fläche geformt, starr auf den boden blickend. stein und schuhe. die hand ist leer. manchmal verhungern kupferne münzen darin und warten auf gesellschaft aber meistens lässt die auf sich warten. so sitzt sie dort. frage mich dann nie warum sondern eher woher sie kommt. lebt sie allein in einer hochhaussiedlung außerhalb der stadt - im erlebnispark à la Le Corbusier? oder doch in der nähe des bahnhofs? dahinter? wo keiner hin will, was keiner kennt, was uns angst macht. ist sie allein oder doch teil einer familie die, jeder auf seine art, täglich nach resten der gesellschaft sucht, die sie eines tages aus dem rest der gesellschaft herausholen sollen.
heute, auf dem weg zur post - die schliessungen der meisten postfilialen lässt einen lange wege zum paket abgeben machen - saß sie, wie selbstverständlich wieder dort. im schwarzen leichten tuch gehüllt, nur das gesicht zur besichtigung anbietend. die bemalte hand zu einer gewölbten fläche geformt, starr auf den boden blickend. stein und schuhe. auf dem rückweg schaute ich nur zufällig zu ihr hinüber und war überrascht. sie hatte gesellschaft bekommen. eine ältere dame stand neben ihr, beugte sich zu dem gesicht und redete aufgeregt darauf ein. das gesicht blickte traurig nach oben. einseitige kommunikation. worum ging es dort? ich war zwar neugierig, ging jedoch weiter. wollte die alte dame helfen? schimpfte sie? who knows. komischerweise ist das auch egal. ich fand es erstaunlich, dass die alte dame stehenblieb, zu dem gesicht sprach, sich mit dem gesicht auseinander setzte. ihr schien nichts egal zu sein. drum herum: stein und schuhe.

leserbrief 2.

bar de l'écho:
du musst dir unbedingt Kressin stoppt den Nordexpress runterladen. Kressin die wahre heldenfigur - zumindest im deutschen fernsehen. ich würde fast behaupten: er ist besser als belmondo.

mister X:
Habe jetzt Kressin gesehen. Fürs deutsche Fernsehen schon ganz okay.
Aber besser als Belmondo? Mais non!
Kressin fehlt dazu das Lässige, das Breitlippige, der über Bürgersteige fetzende Gang. Kressin ist zu bemüht, zu engagiert, zu schleimig. Im Sprüchklopfen, im Frauenangraben, in allem.
Belmondo dagegen kommt erstmal einfach irgendwo an, obwohl er auch woanders sein könnte, und dann schaut er mal so. Nach Bienen und Miezen oder Typen die was auf die Schnauze verdienen. Und wenn weder das eine noch das andere zu finden ist, dann geht er wieder: "Pech für die!".
Kressin dagegen wirkt wie ein Schulmädchen-Don Juan. Viel zu offensiv, zu krabbelig. Kressin will fingern! Sein Wildledermantel mit Fellkragen, sein orangener Rolli und der briefmarkengroße Leberfleck auf seiner linken Backe lassen ihn aussehen wie einen Kleinganoven, der an der Seite von Mario Adorf in 70er Jahre Krimis "Dinger dreht".
Nein, nein, nein, nein, nein.