Sonntag, 24. Januar 2010

Weiter

Du bist wütend wenn deine Lieblingsband weiter macht, andere Jacken trägt als sonst, nicht mehr so frisiert ist wie auf dem letzten Cover, durch die Erweiterung des Akkordrepertoires plötzlich poppig klingt und dabei in Interviews immer netter wird. Sie ist dein Bezug zu einer vergangenen Zeit die du selbst als schützenswert empfindest. Sie ist dein Vorgartenzwerg, verhaftet im ideellen Kopfquark deiner Jugend hältst du immer noch die alten Zeichen hoch, trägst sie spazieren auf dem Boulevard der antiquarischen Eitelkeiten und fühlst dich dabei als Aktionist unter Blinden. Die Band ist schon mal vorgegangen und deshalb hasst du sie. Sie hat dich verlassen, weil sie nicht mehr mit dir ist, sie ist für sich und du darfst mit wenn du willst, aber auf dich wartet da draußen niemand. Sie haben das alles eben nicht für dich gemacht damit du dich einkuscheln kannst, sondern sie haben das alles eben für dich gemacht damit du weitermachst. Weiter heißt aber nicht da stehen bleiben wo es grad ganz gemütlich ist. Weiter heißt weiter. Weiter ist zukunftsorientiert. Weiter hat mit der Gegenwart abgeschlossen. Weiter schiebt alles in die Vergangenheit. Geh mit. Geh wohin. Sonst bleibst du der Kleingärtner der keinen neuen Nachbarn haben möchte, der seine von der anderen Welt abgrenzt, der seine Welt durch die Abgrenzung erst erschafft. Inseln haben Grenzen, das Meer hat keine.

Die Band ist nicht verantwortlich für deine Wirklichkeit.

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