Mittwoch, 28. Juli 2010

Kleber.

„Und wenn jetzt die sogenannten Verantwortlichen zur sogenannten Verantwortung gezogen werden, dann wird das keinen der Toten wieder zum Leben erwecken, und trotzdem verlangt alles danach, dass eine solche Katastrophe Konsequenzen hat, dass jemand dafür büßt, und das heißt, leidet für das, was er oder sie verursacht hat. So ist das immer nach solchen Unglücken und am Ende passiert es doch fast nie – jedenfalls nicht in dem Sinn, dass jemand hinter Gitter muss.“
Etwa so, die Zeichensetzung wurde frei erfunden, sprach Claus Kleber am heutigen Abend, dem 27. Juli 2010, zu der Gemeinschaft des Spektakels. Schier unsättigbar saßen sie wohl, Chips, Bio-Äpfel oder Schnittchen kauend, Bier, Bio-Nade oder irgendeine Schorle trinkend, auf ihren Ikea-Sofas und fühlten sich beteiligt. Beteiligt als Augenzeugen, als Zeugen des Fernsehspektakels Loveparade, das am Samstag, den 24. Juli 2010, zunächst nur im WDR und ca. ab 17.00 auf allen deutschen Kanälen stattfand und immer noch anhält. Claus, seines Zeichens Stadionsprecher der Nation, liefert die saftigen Steaks in Form kurzgedachter Kommentierungen vor dem eigentlichen Beitrag – ein Problem, das Claus schon seit Beginn seiner Heute-Journal-Herrschaft mit sich herumschleppt, es macht ihm offensichtlich Spaß sich für uns zu schänden. Nun ist in diesem besonderen Fall – das TV-Ereignis Loveparade, das Bild-Ereignis Massenpanik – ein „kritischer“ Kommentar Pflicht, das weiß Claus, das weiß ich, das weißt auch Du, doch was wir nicht wissen, ist, wer oder was uns das Recht gibt, den symbolischen Tod eines/einer vermeintlich(en) „Schuldigen“ zu fordern, gar zu vollstrecken. Sind wir Henker in Gottes Gnaden? Stehen wir über dem Gesetz, welches wir als vermeintliche Konstitution unserer Freiheit verehren? Sind wir gar das Gesetz der Rache? Fleischgewordene Erinnyen auf der Suche nach dem einen Orest? Gewiss, fordern sollte man dürfen, dem widerspricht hier niemand. Doch was sollte man fordern? Oder anders: Was sollte oder kann man nicht fordern?
Kleber (vormals Claus) fordert, stellvertretend für „alles“, „dass eine solche Katastrophe Konsequenzen hat“. Das hat sie. Sowohl empirische (die Zahlen spuken durch alle Medienfenster) als auch psychologisch-traumatische (immer An- und Abwesend zugleich) Konsequenzen und viele mehr. Kleber meint wohl andere Konsequenzen, Konsequenzen die „wir“ jemandem oder etwas auferlegen können – aktiv werden, nicht mehr tatenlos zusehen (klingelt es sofort auch im verschmalzesten Ohr).
Doch welcher Art sollen diese Konsequenzen sein? Die Antwort ist schneller als die Frage die sie fordert: „dass jemand dafür büßt.“ Jemand also. Kein Ding, kein Etwas, ein Jemand ist es also geworden. Was soll das sein ein Jemand? Ein Mensch? Ein Mann? Eine Frau? Eine Institution? Jemand „der leidet“, hilft uns Kleber auf die Sprünge. Das haftet. Ein Opfer denkt man. Ein Opfer, das für das steht, was Geschehen ist. Ein Opfer, das die Schuld nicht nur verkörpert, nicht nur repräsentiert, ein Opfer, das nicht nur für „alles“ steht, sondern auch, und das vor allem, im Opfer existiert. Eine alte Geschichte. Das Opfer, das entweder im Vorfeld gefunden und als Opfer bestimmt, bezeichnet und behandelt/benutzt wird, oder aber im Nachhinein gefunden werden muss um sein Opferdasein zu vollziehen. Im Nachhinein! Danach! Wenn es geschehen ist. Wenn das Ereignis schon nicht mehr stattfindet, außer im Bild natürlich, wenn das Ereignis nicht mehr stattfindet aber doch noch da ist, nicht vollendet wurde. Zu dem Ereignis gehört immer auch sein ritueller Abschluss. Wir haben keine Kontrolle über das Ereignis, woraus es sich konstituiert, aus der Unmöglichkeit es zu denken, zu beschreiben, zu tun. Die Ohnmacht, die aus der Unmöglichkeit resultiert muss verschoben/aufgeschoben werden – könnten wir sie denn abschaffen? Das Ritual ist der wahnsinnige Versuch dem Schein der Kontrolle gerecht zu werden. Das Ritual gibt uns den Schein eines selbst herbeigeführten Abschlusses des Ereignisses auf das wir nie Einfluss gehabt haben werden. So brauchen wir also das Opfer, wie Kleber bestätigt, das Opfer das „büßt“ für das, was es zu verantworten hat. Ist es dann noch ein Opfer? Wohl kaum. Macht doch das Opfer aus, dass es eben unschuldig sein muss – das kann man sich bei den alten Griechen abgucken – dass es eben aus freien Stücken zum Opfer wird um sich als Teil der Gemeinschaft zu erheben und für die Gemeinschaft Recht zu erfahren.
Worauf Kleber hinaus will, ist nicht das Opfer wie die Griechen oder andere es bestimmten, worauf Kleber hinaus will, ist vor allem die „sogenannte“ politische Verantwortung – der symbolische Tod. Das Zurücktreten des OBs beispielsweise, das Rollen eines öffentlichen Kopfes (im besten Falle wahrscheinlich auch gerne Köpfe), eines öffentlichen Menschen, obwohl: wir waren ja noch beim Jemand, bei dem sich eine Berichterstattung lohnt. Dem Kleber geht es wohl „nur“ um die Aufrechterhaltung der journalistischen Automatismen: Vorbereitetsein auf ein Ereignis, Wettlaufen (zwangsläufig immer hinterherlaufen) mit dem Ereignis in der Live-Schalte, Aufbereiten des Ereignisses und schließlich der rituelle Abschluss des Ereignisses – es sind noch andere in der Leitung. Mit dem öffentlichen symbolischen Tod des Jemand ist der medialen Gerechtigkeit genüge getan und das Bildereignis, zumindest formal, beendet. Clinton hat gestanden, Armstrong wird gestehen.
Doch spricht der Kleber für uns, bzw. geben wir seinen Worten eine uns betreffende Bedeutungsmöglichkeit, dann müssen wir tatsächlich Fragen nach Verantwortungen stellen, nach Verantwortungen, die nicht einen Jemand zum Scheiterhaufen führt, damit der Wind dessen Asche und vor allem das Ereignis hinfort bläst, sondern Fragen nach unserer Verantwortung. (Vorsicht! Das hält kein Händchen mit Frau Herman!) Es wäre zynisch zu sagen, dass so etwas nun mal passieren kann und doch steckt etwas wahres im Zynismus. Es kann passieren, es muss auch passieren, so die These über den fehlerhaften Menschen, und doch besteht unser täglich Brot in der vermeintlichen Verhinderung der Möglichkeit des Eintretens des Ereignisses. Es wird nur scheinbar alles gesichert. Das „Scheinbar“ ruft schnell den Sicherheitswahn auf den Plan der nicht nur Rhetorik, sondern realisiert sein will, doch ist das im Bereich des Möglichen? Führt die Sicherheit uns tatsächlich in die Sicherheit bzw. ist sie, was sie verspricht? Besteht nicht vielmehr im Begriff der Sicherheit seine immer auch bestehende Unmöglichkeit der Absolutheit? Und wenn die absolute Sicherheit nicht möglich ist, sie trotz allem angestrebt wird, man sich sogar an ihre Absolutheit bis auf Haares Breite annähert, ist nicht dann der Rest, der zur Absolutheit hin fehlt, in seiner Kleinheit, in seiner Haares Breite Zündstoff für das noch „größere“ Ereignis, für die katastrophale Katastrophe? Ist die Katastrophe und ihr wahrgenommenes Ausmaß nicht das Resultat des Scheins der Sicherheit? Anders gefragt: Ist nicht die unmittelbare Nähe der Sicherheit gleichzeitig der größtmögliche Abstand zu ihr? Irren wir nicht längst blinder als Ödipus durch das Labyrinth des Sicherheitsscheins? Hilft der Airbag wirklich?
Dass das Fest, die öffentliche, rituelle Drogeneinnahme im doppelten Sinn, der Lockruf des Rausches unsere liebste Beschäftigung ist, das muss niemand bejahen. Dass die besten Feste jene sind, die nicht als solche geplant wurden bzw. jene, die sich nicht anmaßen die besten Feste werden zu können, ist ein altes Sprichwort. Und doch brauchen wir die Vorfreude, das Vor-Fest, das Zelebrieren der Planung, der Ankündigungen, der euphorischen Vorbereitung usw. In dieser Vor-Arbeit schlummert zumeist ein Problem der Erwartung und der Erwartungshaltung. Das Vor-Freuen und das Teilhaben-Lassen aller Festgäste an dieser Vorfreude bringt den Imperativ des Gelingen-Müssens mit sich. Es wird das größte Fest aller Zeiten, oder so. Doch hier sind wir wieder im Bereich der unmöglichen Sicherheit...
Nebenbei eine kurze Bemerkung zum gerne verwendeten Schlagwort des „friedlichen Festes“. Ist das Feiern nicht grundsätzlich Gewalt? Gewalt am eigenen Körper? Gewalt am anderen durch die eigene Anwesenheit? Ist nicht alleine schon der „Zwang“ zu feiern a priori gewalttätig? Hier soll nicht das Fest beleidigt werden, es geht vielmehr darum, auf die dem Feiern innewohnende Notwendigkeit des Exzesses, der Auflösung bestimmter Regeln und Normen, die Verneinung des Gesetzes zu verweisen. Das Feiern will zumindest immer in die Nähe des Rausches und der Rausch ist mit Kontrollverlust verwandt. Der Versuch dem Rausch mit einem neuem, anderen, immer außerhalb stehendem Gesetz der Sicherheit entgegen zu treten, führt immer die Möglichkeit des Scheiterns in sich, ganz gleich in welcher Form sich das Scheitern äußert.
Dass das Scheitern eine dem Drang nach Sicherheit innewohnende Möglichkeit ist führt zwangsläufig zu der Frage, ob man denn dann auf die Sicherheit weitestgehend verzichten sollte, was hier nicht beantwortet werden kann. Doch gleichzeitig muss man feststellen, dass das bewusste Ignorieren, das Blind-Sein-Wollen gegenüber der kalkulierten und vorhergesehenen Katastrophe die Frage der Verantwortung immer weiter aufreißen wird. Nicht die Katastrophe darf hier jedoch der Maßstab der Verantwortung sein, vielmehr muss die systematische Verschleierung, die gewollte Blindheit gegenüber dem Offensichtlichen, die Verschiebung von Instanzen und Kräfte zum Nutzen der Aufrechterhaltung der gewollten Blindheit der Maßstab für die Verantwortung sein. Vor allem aber die Egozentrik, der Drang nach Bestätigung des Einzelnen/der Institution durch die Masse, der Betrug zugunsten einer unstillbaren Gier nach Material, Anerkennung und letztlich Gottnähe muss als oberste Richtschnur gelten.
Das Ich hat ein Problem.

Sonntag, 24. Januar 2010

ausserhalb

sie trafen ihn merklich mit absicht wurden sie entsandt das konnte er gar nicht falsch verstehen in dieser situation der eintracht funktioniert so was nur über das licht und die optik die uns plagt hätte er doch nicht dachte er hätte er doch nicht gesagt was gesagt wurde von ihm das musste so ausgehen dachte er hinterher als er es schon getan hatte ohne darüber nachzudenken ob es sinnvoll oder sinnlos ob es überhaupt sinnig also für die kategorie sinn weil ja auch sinnlos sinn braucht es also mit sinn ist das hatte er nicht dafür wurde er getroffen mitten rein da rein sehen sie da sie lächeln immer noch sie lächeln unaufhörlich unendlich unverständlich unehrlich weiß man nicht ob sie für oder gegen lächeln aber immerhin weiß man dass sie das ist schon viel und mehr als man braucht zu viel eigentlich wenn man es sich zu herzen nimmt wobei das ist ja getroffen besser nicht noch mehr davon in die wunde wie man so was verdient weiß keiner so recht man hört sich ja nicht zu man ist ja nie gegenüber man ist ja in sich irgendwo und hört sich selbst beim reden zu ohne zu wissen ob und wo das passt was da raus kommt man weiß nicht ob das jetzt mehr oder weniger war als vom diskurs erwartet der erwartet nichts der muss nur aushalten aber kann er das was man da aus sich heraus gelassen hat ertragen will er überhaupt oder kann er es gar nicht zum ertragen einlassen weil es nicht hin gehört nicht hingehören ist vielleicht das schlimmste was passieren kann rausgeschmissen werden ist ähnlich aber da war man ja schon mal drin irgendwie man wurde aufgenommen oder übersehen oder zumindest irgendwie zur richtigen zeit da und dann wird man erkannt ohne an und muss raus aber man wurde erkannt überprüft begutachtet und dann durchgefallen aber man wurde gesehen das ist besser als nicht hingehören also gar nicht erst in die nähe zu kommen weg zu bleiben nicht zu sein für den diskurs der niemanden sucht in der regel nur abwartet was passiert was er serviert bekommt von seinen assistenten die die vorauswahl treffen sie hatten ihn getroffen doch nicht so anders es war mehr ein treffen das sich zwischen hingehören und rausgeschmissen werden befindet dieses treffen ist noch schlimmer als das nicht hingehören es ist weder noch und wer will schon weder noch weder noch ist flucht ist die behauptung herr der lage zu sein oder es sich einbilden zu müssen es zu sein aber das hilft nicht solange der diskurs das nicht sagt solange der diskurs das nicht sagt ist man nicht mal weder noch sondern ausserhalb von entweder oder oder weder noch ausserhalb verstehen sie das ist da wo sie nicht sein können weil sie sich das nicht einmal vorstellen können verstehen sie ach nee wie auch versuchen sie es mal sagen sie mir wo das universum endet und wie es da aussieht rein räumlich nichst schwieriges rein räumlich versuchen sie mal und kommen sie in 3 minuten zurück

sehen sie sie können es nicht sie finden dort nicht statt das ist das ausserhalb in dem sie nicht stattfinden solange sie entweder oder oder weder noch sind wobei sie das sag ich ihnen ganz frei raus nie wirklich weder noch sein können weil sie dann schon wieder entweder oder sind hier oder da hier

Weiter

Du bist wütend wenn deine Lieblingsband weiter macht, andere Jacken trägt als sonst, nicht mehr so frisiert ist wie auf dem letzten Cover, durch die Erweiterung des Akkordrepertoires plötzlich poppig klingt und dabei in Interviews immer netter wird. Sie ist dein Bezug zu einer vergangenen Zeit die du selbst als schützenswert empfindest. Sie ist dein Vorgartenzwerg, verhaftet im ideellen Kopfquark deiner Jugend hältst du immer noch die alten Zeichen hoch, trägst sie spazieren auf dem Boulevard der antiquarischen Eitelkeiten und fühlst dich dabei als Aktionist unter Blinden. Die Band ist schon mal vorgegangen und deshalb hasst du sie. Sie hat dich verlassen, weil sie nicht mehr mit dir ist, sie ist für sich und du darfst mit wenn du willst, aber auf dich wartet da draußen niemand. Sie haben das alles eben nicht für dich gemacht damit du dich einkuscheln kannst, sondern sie haben das alles eben für dich gemacht damit du weitermachst. Weiter heißt aber nicht da stehen bleiben wo es grad ganz gemütlich ist. Weiter heißt weiter. Weiter ist zukunftsorientiert. Weiter hat mit der Gegenwart abgeschlossen. Weiter schiebt alles in die Vergangenheit. Geh mit. Geh wohin. Sonst bleibst du der Kleingärtner der keinen neuen Nachbarn haben möchte, der seine von der anderen Welt abgrenzt, der seine Welt durch die Abgrenzung erst erschafft. Inseln haben Grenzen, das Meer hat keine.

Die Band ist nicht verantwortlich für deine Wirklichkeit.

Sonntag, 26. Juli 2009

über das andere

der dandy als egoist, als kämpfer für sich, gegen die anderen, gegen das establishment, ohne dieses auflösen zu wollen. grundsätzlich herrscht eine übereinkunft darüber, dass die form, das system, das richtige ist, seine ausführung, seine art gelebt, behandelt, gehandelt, vollbracht zu werden, zu wünschen übrig lässt. um in ihr zu existieren, sich nicht als ameise im kollektiv zu fühlen, bedarf es eines subversiven egosystems, einer taktik, sich als individuum, als microkosmos, im ganzen zu behaupten. auffallen. sich ausgrenzen und dabei einen fuß in der tür halten. so weit draußen zu sein, dass man das recht und die kompetenz zur kritik hat und trotzdem teil dessen bleibt. so konstituiert sich der dandy über seine erscheinung, dem kommentar zur wahrnehmung. das spiel mit der oberflächlichen sicht des anderen wird zum gegenstand der selbstbehauptung. konstituv für das subjekt ist dessen beziehung zum anderen. in der „kommunikation“ zum/mit/über den anderen formt sich das sein und die erscheinung. so ist beispielsweise der geschmack keine besonderheit des einzelnen sondern ergebnis der umwelt. diesen geschmack zu perfektionieren, d.h. ihn in zeichen auszudrücken und durch raffiniertes kombinieren mit elementen, die dem geschmack nicht direkt nahe liegen aber ästhetische nähe herstellen, also aus dem muster herausfallen und doch noch dazu gehören, im dazwischen verweilen, ist die qualität des dandys, das was ihn vom anderen unterscheidet und gleichzeitig an ihn annähert. das subjekt grenzt sich ab, indem es in der sprache des anderen kommuniziert und dieser kommunikation, durch dessen perfektion im gebrauch, seine andersheit, sein über den dingen stehen zeigt. zu behaupten, dass der dandy (subjekt) hierbei frei ist, also in freiheit, wäre vermessen. er bewegt sich freier als andere im beweglichen netz der gesetze, um somit da gefühl von freiheit zu erhalten und auch zu vermitteln. der umgang mit den gesetzen und den möglichen auswirkungen bleibt sein sportlicher antrieb. die zeichen zu nehmen, sie umzuformen, woanders aufzupfropfen und so „neue“ kontexte anzubieten ist hierbei eine beliebte vorgehensweise. das spiel mit der wahrnehmung von zeichen durch den anderen führt zu immer wieder kehrenden glücksgefühlen beim spieler. die scheinbare macht über den anderen, wird zur gewalt am anderen, ohne das dieser es unbedingt bemerkt.

Samstag, 25. Juli 2009

Über Stühle.

Avignon 2009

So sitzt man dahin.
Die Grundsituation, vielleicht die der 4. Wand, vielleicht die der zwei 4. Wände, scheint die sicht- und spürbare Verabredung mit dem alljährlichen Sich-Begegnens im Forum des französisch-internationalen Festivals, ebenso der Theatermesse, spektakulär OFF genannt, zu sein.

So sitzt man dahin.
Mindestens 1 mal täglich, auf beweglichen Tribünen, schwitzend, sich schwitzend einengend. Das Bild der Sardinen bedarf hier keiner Erwähnung. Die Knie im Gesicht, die Füße nach Außen gestreckt. Der Rücken schleppt den Kopf. Die Situation bleibt die Selbe. Ganz gleich in welchem Raum.

hinsetzen, position finden, erstarren und sich auf augen, ohren, kopf und was sonst noch da sein könnte konzentrieren.

sitzen. verweilen. empfangen.
Die Richtung des Blicks ist die Quelle des Geschehens.
Zur Seite geht nichts.

Werde ich wiederkommen?
Bringt mir ein Sofa!

So sitzt er dahin.
Unter seiner Körperlichkeit leidend fragt sich unser Protagonist ob er sich in Sachen Verausgabung mit den Kollegen auf der Bühne vergleichen gar messen kann. Die Frage erscheint in seinem Kopf. Dafür gibt es sofort eine Ohrfeige. Klares Nein.

Am Ende der Kräfte, auf dem letzten Fetzen Pomuskel sitzend wird die Zeit, ihr Gefühl, ihre Wahrnehmung, neu bestimmt, neu serviert. Der Körper schreit. Der Rest ignoriert ihn. Zeit hat man nicht. Zeit bekommt man.

Ein gutes Dutzend Schauspieler füllt den so vertraut erscheinenden Raum, der zugleich Innen und Außen, nur Außen oder nur Innen sein könnte. Wir sind dazwischen. Da wo man kaum sein aber stecken bleiben kann.

Körper kommen, gehen, verweilen, erkunden den Raum, seine Form, seinen Klang. Das was in ihm steckt.
Raum Macht Körper.
Körper Bestimmt Raum.
Beide füllen, erfüllen, erfühlen, bestimmen die Zeit. Die Krise scheint zum Stillstand geführt zu haben. Hier entsteht vielleicht etwas. Hier könnte etwas wachsen.

Dem Stuhl ist das egal. Er wehrt sich. Beschwert sich. Der Körper auf ihm lässt sich davon nicht mehr stören. Er wird zum Stärkeren. Zu dem mit dem längeren Atem. Gegenüber der Puls, der Rhythmus. Die neue/andere Zeit. Der Körper unterwirft sich ihr willig. Der Stuhl gibt sein Bestes, doch letztlich bleibt er Stuhl. Besessen und wieder verlassen.
auf ein neues.

Montag, 15. Juni 2009

naives.

...das offen legen des scheiterns. des ruins. des nicht-könnens. des nicht-erreichens. das zugeben der eigenen überforderung im dickicht der institutionellen lebens. die annahme der weißen fahne als neues symbol der vereinigung von mensch im raum der gegenseitigen akzeptanz. die grundsätzliche übereinkunft darüber, dass wir gut aber nicht besser sein können. dass wir unsere eigene systematisierung von welt und leben niemals beherrschen konnten/können/können werden. dass unser selbsterhaltungstrieb - vielleicht die vernunft, als add-on der natur – im nahen betrachten als selbstzerstörungstrieb erscheint. dass der kapitalismus ein erhabenes objekt sei/ist/bleibt. oder vielmehr die steigerung, mutation, neue generation, die pimp-my irgendwas version eines erhabenen objektes, da er sehr wohl mehr als nur eine körperliche bedrohung ist...


eben sagte jemand in einem gespräch mit jemand anderem, dass man ja eh nur verwischte/verfälschte erinnerungen habe. hier der versuch sich an das zu erinnern was wirklich war. der begriff der wiedervereinigung ist natürlich nachträglich in die erinnerung eingepflanzt worden
die wiedervereinigung – so der name des ereignisses welches vielleicht kein solches war, aber als solches abgeheftet wurde – war nichts anderes als eine ansammlung von bildern – ob bewegte oder bewegungsbilder vermag hier nicht geklärt zu werden – die ältere dicke männer in grauen anzügen oder dunklen langen mänteln zeigten, in mikrofone unverständliches sprechend und , zumindest die einen, diese wörter mit ausufernden gesten illustrierend. die andere saßen nur da und zupften an zetteln herum. dazwischen gab es dann noch die bilder – wieder ohne eine klare zuordnung des begriffs der bewegung – die bunt gekleidete, viel dünnere menschen mit vielen haaren im gesicht und/oder auf dem kopf beim erklettern einer bunten mauer zeigten. wieder andere wackelten an autos herum und alle riefen irgendwelche wörter deren bedeutung ich nicht kannte. meine mutter erklärte, dass deutschland nun wieder vereint sei, also dass es vorher zwei deutschländer(?) gegeben habe, die nun halt wieder eins sind. schlauer wurde ich dadurch nicht. und wer waren diese redenden dicken alten leute? wieso standen oder saßen sie nicht gemeinsam vor den mikrofonen? ein name ist hängengeblieben: egon krenz. ich fand dass er nett aussah. heute sagen sie er sei es nicht/nie gewesen. besser man glaubt es, sonst könnte man ja an allem zweifeln was in die erinnerung gepflanzt wurde.

Donnerstag, 11. Juni 2009

tennis.

tennis scheint die ehrlichste sportart zu sein. hier ist mensch ganz in seinem element. er nutzt einen gegenstand als erweiterung seines arms um anhand einer symbolischen pestkugel, die niemals im eigenen feld verweilen darf, also nach der berührung mit dem eigenen boden, dem markieren des feldes, dem absondern eines giftes, umgehend zurück geschlagen werden muss, um das gegnerische feld ebenfalls zu vergiften. wird das feld verfehlt so scheitert mensch in seinem vorhaben die welt des anderen zu vergiften, die pest auszulösen. kann der andere die pestkugel nicht zurückschlagen, so ist er entweder infiziert oder nicht klug genug um sich taktisch schlau, im sinne der verteidigung, zu bewegen. methodisch ist die beste möglichkeit, das feld des gegners zu verbrennen, das spiel mit den machtverhältnissen. so versuchen beide kontrahenden sich gegenseitig so lange „laufen“ zu lassen, bis einer entweder nicht mehr hinterher kommt oder einen anderen fehler macht. man zwingt sich gegenseitig dazu, menschlich zu sein. fehler zu machen. der fehler ist hier das todesurteil. mit dem fehler breitet sich die pest weiter aus. der spieler wird psychisch erniedrigt, indem er wie ein dressiertes tier dem objekt der angst/begierde hinterher rennt und muss gleichzeitig die verantwortung für die verseuchte welt tragen. der andere wird zum helden erkoren. er hat die macht über seinen ebenbürtigen – denn das sind sie erstmal alle – gegner zum symbol seines status gemacht. er vermag es den anderen in die irre zu führen und ihn mitsamt seiner welt zu zerstören. er steht über mensch. er wird entmenschlicht, da er sich abhebt – enthebt.

Mittwoch, 29. April 2009

gesicht.

ziemlich konsequent ist sie. immer wenn ich diesen teil der fußgängerzone entlang eile, aus angst angesprochen zu werden, aus angst vor gratis proben mit werbung im briefkastengarantie, aus angst vor party einladungen mit sonnenbankbrüsten und mcfit-abo, aus ekel vor lass ma ne demo machen und mal so richtig denen da oben zeigen was wir können, im abwickeln der zu erledigen dinge die mich hoffentlich einen schritt näher an das "geschafft" bringen, immer dann sitzt sie dort. eingehüllt in schwarzem leichten tuch, nur das gesicht zur besichtigung anbietend, sitzt sie dort. die bemalte hand zu einer gewölbten fläche geformt, starr auf den boden blickend. stein und schuhe. die hand ist leer. manchmal verhungern kupferne münzen darin und warten auf gesellschaft aber meistens lässt die auf sich warten. so sitzt sie dort. frage mich dann nie warum sondern eher woher sie kommt. lebt sie allein in einer hochhaussiedlung außerhalb der stadt - im erlebnispark à la Le Corbusier? oder doch in der nähe des bahnhofs? dahinter? wo keiner hin will, was keiner kennt, was uns angst macht. ist sie allein oder doch teil einer familie die, jeder auf seine art, täglich nach resten der gesellschaft sucht, die sie eines tages aus dem rest der gesellschaft herausholen sollen.
heute, auf dem weg zur post - die schliessungen der meisten postfilialen lässt einen lange wege zum paket abgeben machen - saß sie, wie selbstverständlich wieder dort. im schwarzen leichten tuch gehüllt, nur das gesicht zur besichtigung anbietend. die bemalte hand zu einer gewölbten fläche geformt, starr auf den boden blickend. stein und schuhe. auf dem rückweg schaute ich nur zufällig zu ihr hinüber und war überrascht. sie hatte gesellschaft bekommen. eine ältere dame stand neben ihr, beugte sich zu dem gesicht und redete aufgeregt darauf ein. das gesicht blickte traurig nach oben. einseitige kommunikation. worum ging es dort? ich war zwar neugierig, ging jedoch weiter. wollte die alte dame helfen? schimpfte sie? who knows. komischerweise ist das auch egal. ich fand es erstaunlich, dass die alte dame stehenblieb, zu dem gesicht sprach, sich mit dem gesicht auseinander setzte. ihr schien nichts egal zu sein. drum herum: stein und schuhe.

leserbrief 2.

bar de l'écho:
du musst dir unbedingt Kressin stoppt den Nordexpress runterladen. Kressin die wahre heldenfigur - zumindest im deutschen fernsehen. ich würde fast behaupten: er ist besser als belmondo.

mister X:
Habe jetzt Kressin gesehen. Fürs deutsche Fernsehen schon ganz okay.
Aber besser als Belmondo? Mais non!
Kressin fehlt dazu das Lässige, das Breitlippige, der über Bürgersteige fetzende Gang. Kressin ist zu bemüht, zu engagiert, zu schleimig. Im Sprüchklopfen, im Frauenangraben, in allem.
Belmondo dagegen kommt erstmal einfach irgendwo an, obwohl er auch woanders sein könnte, und dann schaut er mal so. Nach Bienen und Miezen oder Typen die was auf die Schnauze verdienen. Und wenn weder das eine noch das andere zu finden ist, dann geht er wieder: "Pech für die!".
Kressin dagegen wirkt wie ein Schulmädchen-Don Juan. Viel zu offensiv, zu krabbelig. Kressin will fingern! Sein Wildledermantel mit Fellkragen, sein orangener Rolli und der briefmarkengroße Leberfleck auf seiner linken Backe lassen ihn aussehen wie einen Kleinganoven, der an der Seite von Mario Adorf in 70er Jahre Krimis "Dinger dreht".
Nein, nein, nein, nein, nein.

Dienstag, 24. Februar 2009

brücken.

sinngemäß.
vor 12 jahren habe ich schon den lebenspreis bekommen und jetzt steh ich wieder hier. is doch klar mit 62 immer noch der alte. hinterm lebenspreis gehts weiter.
herzlichen glückwunsch udo!

ganz gleich wie diese bundestagswahl ausgehen sollte. ein imperativ scheint sich aufzuzwingen. das finanzministerium würde keine neu-besetzung vertragen. so viel geballte kompetenz, manche würden behaupten scheinbare, sollte dieses land nicht in den ruhestand schicken. gerne parteilos.

land unter am rhein. in mainz, köln und düsseldorf schreiten unschuldige bürger über mobile holzstege um ihr lang erspartes schuhwerk vor erbrochenem, urin, scherben und ansammlungen von essensresten zu schützen. apotheker locken mit spartarifen an die heimische verkaufstheke. würde man alle wassergläser, die mit schmerz lindernden brausetabletten beworfen werden, zusammenstellen, wäre es zeit die gullideckel anzuheben.

und überall wundert sich jemand über die, die dem alkohol die schuld geben.

bei JBecKmann käme man zu der einsicht, dass wir den umgang verlernt hätten. zum verlernen gehört das können bzw gekonnt haben. finden sich hierzu zeitzeugen? ruft der chef-redakteur in die praktikanten-kammer.

nach dem bier kommt der eierlikör. dazwischen wird gefastet. nach bestem wissen und gewissen. lückenlos sozusagen.

Samstag, 14. Februar 2009

berlinaale.

kaum angefangen, schon vorbei. alles vergessen.
nun schreien sie wieder. die experten. der selbsternannte cineast unter den boulevard-journalisten hat genau hingesehen. da kommt wieder mal was ganz großes über den roten teppich. der lückentext könnte ruhig überarbeitet werden. auch wenn die filmtitel und schauspieler geändert werden, so fällt doch auf, dass man sich keine mühe mehr macht. nun wurden sie wieder entlassen. die großen talente von übersee die ihre preise dem heimatland widmen und so tun als hätten sie selbst nur kabel getragen. die deutschen hoffnungen auf eine kleine nebenrolle in hollywood. jedes jahr gibt es sie. nach dem motto: erst preis, dann MGM, dann oscar, dann george clooney, dann zurück um eine schauspieler-casting-show zu moderieren und irgendwann gibts dann noch dieses kreuz...
so wird dann gelacht, geglänzt, geknippst, geteppicht, gehäppchend und niemand erinnert sich im nächsten monat noch an diesen film mit der einen die den preis gewonnen hat und die so hübsch lächelt.

die neue weltmeisterin im riesenslalom kennt niemand. das ist ihr glück. sie wird noch in ruhe gelassen. ihr erstes großes interview zur besten sendezeit, nutzte herr steinbrecher sofort um sich im ewigen wettstreit der sportjournalisten ganz oben zu positionieren. er hat als erster die frage nach dem kürzlich verstorbenen vater der jungen frau gefragt, der ja ausgerechnet heute vor einem jahr begraben wurde. bravo herr steinbrecher.

unwort des jahres: konjunkturpaket.

Montag, 9. Februar 2009

weiter.

der neue ist da. 37 lenze zählt er. ein mann mit aufstiegsambitionen. zunächst mittelständischer unternehmer, dann außenpolitischer berater eines innenpolitisch denkenden bundeslandes, zuletzt generalsekretär im club der nostalgiker und nun der neue. vielleicht ist er ja der neue klinsmann. alles ist am boden und plötzlich kommt was junges, fast verrücktes, daher und scheint frei von polemik, voll von argumenten. bekommt die bundesregierung nun gummibänder zwischen die beine gespannt? die sogenannte krise produziert eine neue auswahlstrategie. alles geht. jeder der das handelsblatt abonniert hat und nicht nur die überschriften liest scheint irgendwie qualifiziert. und wenn nicht dann wird man sich halt zügig in die thematik einarbeiten. auf die frage nach zukunftsambitionen kommt schnell der verweis auf die entscheidungsmacht des wählers und rot unterstrichen wird der wille zur arbeit. "ich werde zunächst einmal meine arbeit machen." vieles ist beim alten geblieben. aus jung wird sofort alt. aus neu ist "schon da" geworden. man stehe in der verantwortung. man werde alle argumente prüfen. die lückenlose aufklärung sucht sich noch ihren weg in das vokabelheft. doch eines scheint tatsächlich wie frisch ausgepackt und aufgetaut. arbeit. das vorbild arbeitet. der wirtschaft zuarbeiten. der krise entgegen arbeiten. und doch scheint die arbeit nichts mit einem "überdentellerrandgucken" zu tun zu haben. der fleiss hält als waffe her. mit spatzen auf verrostete kanonen.

fängt es jetzt erst an? sind die anderen schon raus? wer war noch dieses klima? wo ist die krise? ist jetzt alles wieder gut? kaum vereidigt ist die westliche welt voll in obama-trance. er ist da und wirds schon machen. alles auf durchzug.
offensichtlich - wir laufen gefahr uns zu wiederholen - hat die deutsche journalie keine anderen sorgen.

ein frustriertes wesen leugnet den holocaust. na und möchte man fast rufen. doch da ist noch unser freund im wohnzimmer. er spielt ungefragt die alte platte. voller melodramatik punktuell mit der ewigen hookline versehen. das bewusstsein ist hergestellt worden. ein volk hat verstanden. und wenn ein paar kleine jungs das in frage stellen sollten wir sie streicheln und beruhigen, dass alles bald vorbei sein wird.
doch hier stellt sich wieder der freund aus unserem wohnzimmer in den weg. so einfach gehe das ja nicht ruft er den zeigefinger in die luft streckend. es muss nochmal gezeigt werden. nochmal drüber gesprochen. nochmal erklären, dass der papst in schwierigkeiten steckt. wie viele werden sich darüber freuen? wie viele werden die feinde des vatikans als ihre freunde ansehen? wie lange muss williamson en direct ein forum serviert werden? bis es alle glauben? bis frau knobloch und herr friedmann nur noch betteln können, dass es bald vorbei sei?

das deutsche fernsehen rollt dem anti-semitismus den roten teppich aus. und sportjournalisten bürsten die fusseln heraus.

zusätzlich wirbt der tatort auf die rückbesinnung auf alte vorurteile. gerade der integrierte türke ist nach diesem sonntag der schlimme. stellt sich die frage ob der rassismus hier stärker ist als der in der lindenstraße.

zahlen sie keine GEZ gebühr. sie haben ein recht auf freiheit.

Samstag, 7. Februar 2009

dctp.



more

journalie.

wo beginnt der übergang von privatheit zur öffentlichkeit?
warum sollten journalisten die tag für tag auf unserem sofa platz nehmen, uns erklären was der unterschied zw skisprung und skiflug ist, uns erklären welchen sportler wir mögen und welchen wir besser kritisieren sollten, im notfall sogar von peking aus mit uns morgens früh aufstehen und beim weich gekochten ei das lied der ewig alten systemkritik einstimmen, mit jogi so sprechen als würden wir alle gerne mit ihm nach der sendung in den regenerationspool steigen, usw, nicht teil der "öffentlichkeit" sein? der pensionierte sportfernsehschauer scheint doch mit den damen und herren lierhaus, rethy, poschmann, kerner und sogar ebel mehr anfangen zu können als mit ihren kartoffel schälenden ehefrauen, die nach auszug der kinder und ende der beruflichen abwesenheit immer noch da sind und sind.

wer entscheidet ob ein journalist teil galaprominenz ist oder doch nur teil der hetzenden journalie? wo ist die schwelle die nicht zu überschreiten gilt? die schwelle die manche in den dschungel rennend vielleicht nie erreichen werden. von paderborn auf den roten teppich. vielleicht ist solch ein roter teppich oder auch die mediale omnipräsenz, egal auf welcher seite des mikrofons, schon ausreichend. es gibt einen großen unterschied zwischen herrn poschmann und frau lierhaus. ersterer moderiert regelmäßig samstag nachts im zweiten und lässt spaßlose werbeträger auf eine holzwand schiessen ist uns allen aber wohl eher durch seine stimme und seine rhetorischen qualitäten bekannt. die öffentlichkeit ist seine stärke nicht und so schafft der wolf-dieter den spagat. jeder kennt ihn aber keine denkt an ihn. anders unsere moni. spätestens seit der neuerfindung der untreue durch interviews mit jogi, hat sie sich in die herzen des deutschen fernseh-publikums gelächelt. und den einen schritt ist sie vielleicht zu weit gegangen. sobald man eine gala moderiert oder auch nur als gast den zaungästen blöde fragen beantwortet und sich im schlimmsten fall mit dem lebensabschnittsspartner ablichten lässt. schnell schiesst man sich auf die "wer-trägt-was-warum-und-wieso-so-schlecht"-seiten der modespione von gala und bunte katapultiert. da war dann schon die schwelle. man ist dabei. mittendrin sogar.

auch wenn es hier nicht direkt um frau lierhaus - möge sie bald wieder frisch und munter sein - gehen soll, so muss sie leider aus aktuellen anlässen als prototyp herhalten.
wo steht dieser passus im moralischen lebensführer, dass ein journalist im falle einer privaten tragödie von den kollegen in ruhe gelassen werden muss. würde sich irgendjemand darum scheren wenn es um herrn bohlenbioleklichtersilbereisen gehen würde? die familie bittet um berücksichtigung der privatsphäre, bitte. natürlich. das ist richtig, wichtig und wäre zu wünschen, aber was macht diesen fall zu einem anderen als den vom kranken harald juhnke? da greifen mechanismen die die welt regieren. journalistische interessengemeinschaften vereinen die drei-gewalten. wir pinkeln wohin wir wollen - im sinne der aufklärung!!! aber uns pinkelt keiner an - wir stehen doch nur für das fragende volk. wir vertreten keine eigenen interessen. wir vermitteln. der bürger hat ein recht auf informationen. dieses recht macht uns!

jahrelang sind wir konsumenten nicht besser gewesen. die masse braucht ihre opfer um sich zu beruhigen. springer, matussek, markwort, hearst, aust, diekmann um nur die top 6 zu nennen. doch keiner traut sich genauer hinzusehen. es ist wie bei der anderen truppe um mehdorn, ackermann, schrempp, schröder ... nicht die rollende köpfe sind das problem sondern der körper auf dem sie steck(t)en.

zugehört:
vor einer buchhandlung
er
sie

er
ich wollte mir mal wieder ein buch kaufen

sie
warum?

er
für den urlaub

sie
im urlaub will ich doch nicht lesen. viel zu anstrengend. im urlaub will ich doch nicht denken.

ist deutschland im urlaub?
all inklusive?


vielleicht bemerken wir eines tages, dass vielleicht der gute wille in jedem volontär stckt er diesen aber bald ablegt. der journalist erscheint uns als kämpfer für eine gute sache. doch unterstützt er die falschen dabei.

warum wird die bitte um respektierung der privatsphäre seitens der familie lierhaus "lauthals natürlich schreiend" gewehrt, und gleichzeitig das soziale dilemma, die opfer unserer gier zum quotenreissen ausgeschlachtet. was unterscheidet den prominenten journalisten von prominenten an sich? und wer fragt noch nach der tragik kommentiert von peter zwegert.

dieser text trieft. moralisches geheule wird wahrscheinlich nur getarnt mit sarkasmus und ironie attraktiv. attraktivität ist zum glück ein verlorener begriff. niemand kann ihn für sich beanspruchen.

helmut kohl war übrigens trauzeuge bei der bild-hochzeit zwischen diekmann und katja "tittentexte, bohlendriss" kessler.
noch fragen?

Freitag, 6. Februar 2009

josef.

schmidt&pocher haben es nicht leicht. der kampf um die quoten die die welt bedeuten nimmt ungeahnte züge an. da verbünden sich die alleskaputtreder bei den mainzelmännchen zur großen geisterbeschwörung zu harrys sendezeit und da kann auch der olli nichts mehr machen. vergangenheitsbewältigung, gewissenhaftes kopfnicken und kinn festhalten geht nun mal vor. maybrit und jbk fahren das komplette geschütz auf. zunächst seriös im halbrund, danach authentisch und ganz nah am sofa beim ingwertee. nun stellt sich schnell die frage nach dem grund, nach dem was wollt ihr uns damit sagen. wir wollen niemandem etwas sagen nur ganz objektiv drüber reden, hustet einem der pressesprecher in den block und doch wurde wieder einmal der nationale albtraum herbei geschworen. wenn nichts ist, holen wir es halt.
hagen rether kommentierte bereits das päpstliche verhalten in bezug auf den christlichen/westlichen umgang mit den anderen beiden großen monotheisten. "da versuchen wir das feuer im heuhaufen zu löschen und ratzinger stellt sich mitten rein und raucht sich eine kippe nach der anderen." so nun auch kürzlich. auch wenn michel friedmann das recht auf jegliches aufzeigen des moralischen zeigefingers schon lange verloren hat, seine sonnenbank gelederte haut ihn jeglicher ernsthaftigkeit enthebt, so muss man ihm da wohl recht geben. jemanden in die kirche zurückzuholen der offensichtlich den antisemitismus zu seiner lebensaufgabe gemacht hat ist sicher mehr als nur eine panne. vielleicht ist es sogar eine bewusste panne. fast könnte es logisch klingen, dass diese mediale omnipräsenz des pius-ordens, die ja erst durch ratzingers fauxpas, zumindest in deutschland, entstanden ist, seinen zweck hat. was macht eine glaubens gemeinschaft wenn sie sich von einer anderen glaubensgemeinschaft bedroht fühlt? sie hetzt gegen die dritte. so bildet sich ein neues feindbild, welches man sich teilen kann. fertig ist die erste gemeinsamkeit. doch nun hat man es sich auch mit der islamischen glaubensgemeinschaft verscherzt. fast wissenschaftlich erwiesen scheint im sinne des pius-ordens, dass der prophet es mit kindern ge... hat. na sowas, bemerkt der aufgeklärte. das riecht doch stark nach einem ablenkungsmanöver. wie gut dass katholische geistliche im allgemeinen ihre triebe gegenüber unschuldigen kleinen wesen mit engelsstimmen zurückhalten können. zum glück.
da sitzen wir nun auf unseren kuscheligen sofas, trinken ein kleines glas und erfreuen uns an unserem kleinen leben und müssen uns von der historischen moralpolizei der herren kerner und friedmann belehren lassen. sowas könne man ja nicht dulden. das stimmt. dulden wäre hier nicht angesagt.
einen anfang könnte man machen, indem man das gespenst nicht mehr in den wandschrank sperren würde.
einen anfang könnte man machen, wenn man sich nicht des gespenstes bedienen würde um quoten zu sammeln.
ob pius, al kaida, KKK oder sonst welche bankdrücker. schenkt ihnen noch mehr aufmerksamkeit. sie werden es euch danken.

und mal nebenbei gefragt. wen hat das überrascht?
wer hat tatsächlich geglaubt das ausgerechnet dieses neue jahrtausend so sehr anders sein sollte? ein echter fan, hasst die anderen. nur der freund, kann die anderen tolerieren.
also wer glaubt wirklich dass eines tages jeder christ, muslim, jude und sonstwas sich am liebsten mit den anderen verbrüdern würde? vielleicht brauchen wir doch die globale religion kapitalismus. sie kennt keine menschen nur warenwerte. menschen sind zu kompliziert für menschen.

immerhin gibt es noch paris hilton. sie zeigt der ganzen welt wie man sich freunde sucht. wenn sie bloss jungfrau wäre. sie wäre für höheres bestimmt.

Donnerstag, 29. Januar 2009

leserbrief.

(...)


Hör Dir mal folgenden Typen an:

den hier!

Das ist der dritte von Studio Braun, diesem Anarcho-Humor Trio aus HH. Nachdem Heinz Strunck und Rocko Schamoni (die anderen beiden, aber wahrscheinlich weißt Du das ja sowieso) in der Vergangenheit weitestgehend doofe Bücher über heranwachsende Provinzgeeks (also über sich selbst) geschrieben haben, hat Palminger eine sehr seltsame Platte gemacht. Habe mir das im Zakk angeschaut und war selten so angetan nach einem Konzert; habe das Zakk auch selten so sehr jubeln gehört. Zeitgenössischer Dada oder so, jedenfalls wahnsinnig unterhaltsamer Unsinn. Hör mal in "Deutsche Frau" und "Playboy" rein.
Hier noch die Reihe Kunstsprache aus der Spex dazu:

text.

(...)


vielen dank an t. aus d.

Mittwoch, 28. Januar 2009

land unter.

unglaublich. ich kann es immer noch nicht fassen. gestern nacht ist es geschehen. im bett. nicht nackt aber trotzdem gut.
mtv hat ein musikvideo gezeigt. vielleicht hab ich keine ahnung, aber irgendwie hatte ich die verbindung musikvideo-mtv nicht mehr auf dem schirm.

sollten die niederlande tatsächlich das nächste atlantis werden und somit eine große ein- bzw. auswanderungswelle hierzulande zu irritationen führen, so seid beruhigt.

wohnwägen haben wir wahrscheinlich mehr als unsere nachbarn.
linda de mol, marejke amado und harry wijnford haben wir auch überlebt.
alfred j. kwak gehört eh zum kulturellen gedächtnis genauso wie der trieb nebenan mal ein rauchen zu gehen.
und das mit dem fußball ist eh nur ein problem der kleinen. wir messen uns an argentinien.
also keine sorge und freut euch auf moke.

myspace.



get your headphones!

Dienstag, 27. Januar 2009

8days&1songaweek(1).

jeden montag erscheint bei 8daysaweek der song of the week. geballte musik-kompetenz lässt uns am aktuellen ohrenschmaus teilhaben und verzückt das eine oder andere trommelfell!

in zukunft sollen hier kommentare zu diesen auserwählten werken erscheinen. 8daysaweek macht den anfang und die bar de l'écho versucht aus dem bauch heraus ein passendes pendant zu finden. kein "das ist besser" oder so, sondern vielmehr "hey das erinnert mich daran!". es geht darum eine entfernte oder nahe musikalische oder textliche verwandschaft zu finden. dabei wird nicht lange gesucht sondern auf 8daysaweek und die innere stimme gehört.

den anfang macht dieser song of the week

bar de l'écho findet: