Samstag, 25. Juli 2009

Über Stühle.

Avignon 2009

So sitzt man dahin.
Die Grundsituation, vielleicht die der 4. Wand, vielleicht die der zwei 4. Wände, scheint die sicht- und spürbare Verabredung mit dem alljährlichen Sich-Begegnens im Forum des französisch-internationalen Festivals, ebenso der Theatermesse, spektakulär OFF genannt, zu sein.

So sitzt man dahin.
Mindestens 1 mal täglich, auf beweglichen Tribünen, schwitzend, sich schwitzend einengend. Das Bild der Sardinen bedarf hier keiner Erwähnung. Die Knie im Gesicht, die Füße nach Außen gestreckt. Der Rücken schleppt den Kopf. Die Situation bleibt die Selbe. Ganz gleich in welchem Raum.

hinsetzen, position finden, erstarren und sich auf augen, ohren, kopf und was sonst noch da sein könnte konzentrieren.

sitzen. verweilen. empfangen.
Die Richtung des Blicks ist die Quelle des Geschehens.
Zur Seite geht nichts.

Werde ich wiederkommen?
Bringt mir ein Sofa!

So sitzt er dahin.
Unter seiner Körperlichkeit leidend fragt sich unser Protagonist ob er sich in Sachen Verausgabung mit den Kollegen auf der Bühne vergleichen gar messen kann. Die Frage erscheint in seinem Kopf. Dafür gibt es sofort eine Ohrfeige. Klares Nein.

Am Ende der Kräfte, auf dem letzten Fetzen Pomuskel sitzend wird die Zeit, ihr Gefühl, ihre Wahrnehmung, neu bestimmt, neu serviert. Der Körper schreit. Der Rest ignoriert ihn. Zeit hat man nicht. Zeit bekommt man.

Ein gutes Dutzend Schauspieler füllt den so vertraut erscheinenden Raum, der zugleich Innen und Außen, nur Außen oder nur Innen sein könnte. Wir sind dazwischen. Da wo man kaum sein aber stecken bleiben kann.

Körper kommen, gehen, verweilen, erkunden den Raum, seine Form, seinen Klang. Das was in ihm steckt.
Raum Macht Körper.
Körper Bestimmt Raum.
Beide füllen, erfüllen, erfühlen, bestimmen die Zeit. Die Krise scheint zum Stillstand geführt zu haben. Hier entsteht vielleicht etwas. Hier könnte etwas wachsen.

Dem Stuhl ist das egal. Er wehrt sich. Beschwert sich. Der Körper auf ihm lässt sich davon nicht mehr stören. Er wird zum Stärkeren. Zu dem mit dem längeren Atem. Gegenüber der Puls, der Rhythmus. Die neue/andere Zeit. Der Körper unterwirft sich ihr willig. Der Stuhl gibt sein Bestes, doch letztlich bleibt er Stuhl. Besessen und wieder verlassen.
auf ein neues.

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