Samstag, 7. Februar 2009

journalie.

wo beginnt der übergang von privatheit zur öffentlichkeit?
warum sollten journalisten die tag für tag auf unserem sofa platz nehmen, uns erklären was der unterschied zw skisprung und skiflug ist, uns erklären welchen sportler wir mögen und welchen wir besser kritisieren sollten, im notfall sogar von peking aus mit uns morgens früh aufstehen und beim weich gekochten ei das lied der ewig alten systemkritik einstimmen, mit jogi so sprechen als würden wir alle gerne mit ihm nach der sendung in den regenerationspool steigen, usw, nicht teil der "öffentlichkeit" sein? der pensionierte sportfernsehschauer scheint doch mit den damen und herren lierhaus, rethy, poschmann, kerner und sogar ebel mehr anfangen zu können als mit ihren kartoffel schälenden ehefrauen, die nach auszug der kinder und ende der beruflichen abwesenheit immer noch da sind und sind.

wer entscheidet ob ein journalist teil galaprominenz ist oder doch nur teil der hetzenden journalie? wo ist die schwelle die nicht zu überschreiten gilt? die schwelle die manche in den dschungel rennend vielleicht nie erreichen werden. von paderborn auf den roten teppich. vielleicht ist solch ein roter teppich oder auch die mediale omnipräsenz, egal auf welcher seite des mikrofons, schon ausreichend. es gibt einen großen unterschied zwischen herrn poschmann und frau lierhaus. ersterer moderiert regelmäßig samstag nachts im zweiten und lässt spaßlose werbeträger auf eine holzwand schiessen ist uns allen aber wohl eher durch seine stimme und seine rhetorischen qualitäten bekannt. die öffentlichkeit ist seine stärke nicht und so schafft der wolf-dieter den spagat. jeder kennt ihn aber keine denkt an ihn. anders unsere moni. spätestens seit der neuerfindung der untreue durch interviews mit jogi, hat sie sich in die herzen des deutschen fernseh-publikums gelächelt. und den einen schritt ist sie vielleicht zu weit gegangen. sobald man eine gala moderiert oder auch nur als gast den zaungästen blöde fragen beantwortet und sich im schlimmsten fall mit dem lebensabschnittsspartner ablichten lässt. schnell schiesst man sich auf die "wer-trägt-was-warum-und-wieso-so-schlecht"-seiten der modespione von gala und bunte katapultiert. da war dann schon die schwelle. man ist dabei. mittendrin sogar.

auch wenn es hier nicht direkt um frau lierhaus - möge sie bald wieder frisch und munter sein - gehen soll, so muss sie leider aus aktuellen anlässen als prototyp herhalten.
wo steht dieser passus im moralischen lebensführer, dass ein journalist im falle einer privaten tragödie von den kollegen in ruhe gelassen werden muss. würde sich irgendjemand darum scheren wenn es um herrn bohlenbioleklichtersilbereisen gehen würde? die familie bittet um berücksichtigung der privatsphäre, bitte. natürlich. das ist richtig, wichtig und wäre zu wünschen, aber was macht diesen fall zu einem anderen als den vom kranken harald juhnke? da greifen mechanismen die die welt regieren. journalistische interessengemeinschaften vereinen die drei-gewalten. wir pinkeln wohin wir wollen - im sinne der aufklärung!!! aber uns pinkelt keiner an - wir stehen doch nur für das fragende volk. wir vertreten keine eigenen interessen. wir vermitteln. der bürger hat ein recht auf informationen. dieses recht macht uns!

jahrelang sind wir konsumenten nicht besser gewesen. die masse braucht ihre opfer um sich zu beruhigen. springer, matussek, markwort, hearst, aust, diekmann um nur die top 6 zu nennen. doch keiner traut sich genauer hinzusehen. es ist wie bei der anderen truppe um mehdorn, ackermann, schrempp, schröder ... nicht die rollende köpfe sind das problem sondern der körper auf dem sie steck(t)en.

zugehört:
vor einer buchhandlung
er
sie

er
ich wollte mir mal wieder ein buch kaufen

sie
warum?

er
für den urlaub

sie
im urlaub will ich doch nicht lesen. viel zu anstrengend. im urlaub will ich doch nicht denken.

ist deutschland im urlaub?
all inklusive?


vielleicht bemerken wir eines tages, dass vielleicht der gute wille in jedem volontär stckt er diesen aber bald ablegt. der journalist erscheint uns als kämpfer für eine gute sache. doch unterstützt er die falschen dabei.

warum wird die bitte um respektierung der privatsphäre seitens der familie lierhaus "lauthals natürlich schreiend" gewehrt, und gleichzeitig das soziale dilemma, die opfer unserer gier zum quotenreissen ausgeschlachtet. was unterscheidet den prominenten journalisten von prominenten an sich? und wer fragt noch nach der tragik kommentiert von peter zwegert.

dieser text trieft. moralisches geheule wird wahrscheinlich nur getarnt mit sarkasmus und ironie attraktiv. attraktivität ist zum glück ein verlorener begriff. niemand kann ihn für sich beanspruchen.

helmut kohl war übrigens trauzeuge bei der bild-hochzeit zwischen diekmann und katja "tittentexte, bohlendriss" kessler.
noch fragen?

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