Samstag, 3. Januar 2009

ausverkauf.

achtung sie betreten gefährlichen boden.
eine kleine kinokritik.

klar. das hier eine kinokritik zu nennen wäre vermessen, gar unverschämt. doch ich finde noch keinen anderen begriff für meinen kleinen ausfall.
wir werden sehen wo wir landen.
das dachte sich wohl auch dr. heinrich breloer - seines zeichens promovierter literatur- und theaterwissenschaftler, was noch wichtig sein könnte - als er zum großen lustigen filmemachen einlud und sich mit alten und neuen kollegen in das viel zu große puppenhaus der familie mann/buddenbrook verzog. wir kommen drauf zurück.

auf die frage nach "wer sind denn die buddenbrooks", antworten viele wie aus der ungeladenen pistole geschossen. "so ne reiche familie aus rostock oder so. keine ahnung. aber das gibts so ein buch drüber." und fragt man den mann im fernseher so singt dieser die hymne auf den inbegriff der deutschen bourgeoisie, die feldherren der freien markt- und vetternwirtschaft, den experten der etikette und abgrenzung, von menschenhandel und raffgier. "diese bbrooks", schreibt einer in die sms, "sind ja voll authentisch!"
dr. heinrich breloer, wir erinnern uns, kommt bekanntlich aus der literaturwissenschaft. da horchte das team "brisant" auf und schaute mal nach wer denn die buddenbrooks nun wirklich waren. schwups da hauts den praktikanten um. das sei ein roman von thomas mann, heisst es bei wikipedia. na sowas! und wir verkaufen seit tagen diese familie als historische glanzfigur deutscher industrie-, wirtschafts- und promigeschichte. nun hat es die gar nicht gegeben? egal kreischt es aus der chefredaktion. die habens gefressen und gut ist. WB und bavariafilm habens gezahlt wir habens serviert und nun wirds geschluckt.
nun gut wäre ja nichts neues wenn literarische figuren - auch wenn sie an "wahre" menschen angelehnt sind - ein eigenleben führen, und gespenstisch durch die kultur- in die realgeschichte schweben. braveheart sah aus wie mel gibson und hatte die selben pickel am arsch. als ich neulich ein the doors poster sah erschrak ich völlig aufgrund der tatsache, dass val kilmer durch irgendeinen junkie ersetzt wurde. einfach so. aus der badewanne ins bild.
zurück zum casus. kinokritik? filmkritik? irgendwie nicht. mal gar nicht, besser gesagt.
der autor outet - sie dürfen lachen - sich als absoluter thomas mann ignorant. und somit auch als buddenbrooks verweigerer. trotz nobelpreis und dem allseits bekannten "das muss man gelesen haben. wie wollen sie denn sonst mitreden?"-gerede gibt es tatsächlich noch menschen die nicht in die lübecker high society gaffen wollen. doch eines scheint dem ignoranten doch aufgestossen zu sein. die bescheuerte besetzung mal beiseite geschoben und auch das ach sooooo authentische szenenbild etc...
hat t.mann tatsächlich 2/3 des romans auf gesellschaftsbeschreibung verschwendet um dan im letzten drittel von einer trauerfeier zur nächsten zu bitten? drehbuchautoren schnalzen hier vielleicht mit der zunge. mit dem tod des vaters gehts bergab und am ende ist alles hamlet. tony wird zu horatio. hat dieser nobelpreisroman nicht mehr zu bieten als darstellungen von menschenhandel - im sinne der wirtschaftlich gedachten zwangsverheiratung von töchter- , vom auf- und abschwung des geldadels der im notfall auch mal platt reden kann, damit der kleine metzger was versteht? dieser film will uns anhand einer literarischen vorlage einen "blick" in das bürgerliche lübeck des 19.jh werfen lassen und vergisst dabei die vorlage. ohne diese gelesen zu haben ahnt man es.

dr. breloer hat es geschafft einen mann-ignoranten zum lesen zu bringen. nicht wg der außerordentlich beworbenen qualität des films, sondern der unerhörten verarschung des zuschauers. gehen sie zum buchhändler ihrer wahl und schauen sie nach, dass es herr mann hoffentlich nicht so gemeint hat wie herr breloer es dachte meinen zu dürfen. selbstverständlich sollte man bei literaturverfilmungen in vorsichtige deckung gehen, am besten die brille aus dem chemiebaukasten einstecken. doch solch eine netzhautpeitsche hat es dann doch selten gegeben.
es grüßt WB mit einem kräftigen hollywood-howdie.

jessica schwarz nervt schnell auf der leinwand, doch rehabilitiert sie sich in der zeitung indem sie schimpft, der regisseur habe unmengen geld verprasst und einen sehr schlechten film gemacht. jessi vor noch ein tor!

bei ikea ist knut und klaus-jürgen, monica, kevin und nancy machen einen ausflug hin. es wurden hot dogs versprochen.

zwei fragen an michel friedmann.
- wie gehts bärbel?
- was macht gaza so?

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